Der Bildschirm. Groß. Erwartungsfroh. Ich soll einen Text schreiben. Unendliches Weiß, drum herum lauter Dinge, die ich stattdessen tun könnte. Ablage machen, Rechnungen schreiben, selbst das Konzept für den nächsten Workshop lockt mich plötzlich mehr als: einen Text zu schreiben. Gerade, weil ich weiß, dass die ersten Worte sitzen müssen, damit mein Text auch wirklich gelesen wird.
„Einfach anfangen“
lautet einer der besten Tipps aus dem Zauberkoffer der Schreibberatung. Aber wie denn, irgendwas schreiben? Dass der schwarz-weiß-weiche Hund heut Nacht laut geschnarcht hat, genauso wie der Mann neben mir? Dass die Vögelein endlich zwitschernd den Frühling herbei singen? Hat mit meinem beruflichen Text wenig zu tun.
Muster helfen weiter
Manchmal helfen einfache Muster weiter, an denen man sich entlang hangeln kann wie an einem Seil, das sicher den Klettersteig hinaufführt. Nehmen wir an, Sie sollen einen Text zum gerade aktuellen Thema Corona schreiben.
Immer auf der sicheren Seite: Zahlen, Daten, Fakten
ZDF, Zahlen, Daten, Fakten sind meist Teil der Kernaussage, mit der Sie jeden Leser und jede Leserin überzeugen können, weiterzulesen. Wenn ich weiß, worum es geht, will ich auch wissen, wie der Autor zu dieser Aussage gekommen ist. Ich lese weiter.
Beispiel Corona: Vier von fünf Corona-Infektionen verlaufen glimpflich.
Wie wäre es mit einer Frage?
Eine Frage hat den Vorteil, dass sie den Leser, die Leserin sofort zum Mitdenken bewegt. Wenn ich Sie frage „Wer von Ihnen hat gestern Abend mehr als einen Kilometer zu Fuß zurück gelegt?“, werden Sie unweigerlich ins Grübeln kommen, ob Ihr Sofa Sie womöglich doch mehr gelockt hat als der Park um die Ecke.
Beispiel Corona: Ich möchte mich nicht anstecken. Wann darf, wann muss ich zu Hause arbeiten?
Zitieren, es muss ja nicht Heidi Klum sein
Menschen interessieren sich für Menschen, oft mehr als für Sachverhalte. Das heißt nicht, dass wir auf die sachlichen Inhalte verzichten, wir verbinden sie nur mit Zitaten.
Beispiel Corona: „Auf unser Firmengelände können wir im Moment niemanden Externes lassen, der aktuell aus einer Corona-Krisenregion kommt“, sagt Vorstand Martina K.
Mit Storytelling in den Text ziehen
Storytelling, also Mini-Geschichten am Anfang, funktionieren so ähnlich wie Zitate, sie beleben sachliche Inhalte und machen sie deshalb interessanter.
Beispiel: Müde, matt, fiebrig, so habe er sich gefühlt, und zunächst an eine Erkältung gedacht, erzählt Andreas K. aus der Abteilung Forschung und Entwicklung. Der Betriebsärztliche Dienst empfahl einen Test und der zeigte: es ist Corona. Weshalb deshalb der Bereich Forschung und Entwicklung anders arbeitet als gewohnt.
In Briefen und E-Mails: Der Sie-Einstieg
Der Sie-Einstieg funktioniert wie das „Aktive Zuhören“, dass Sie vielleicht aus einem Kommunikationsseminar kennen. Sie greifen in eigenen kurzen Worten auf, was der Absender einer Nachricht gesagt hat. Der Vorteil: Der Absender fühlt sich verstanden und auch Sie selbst verlieren nicht aus dem Blick, auf was Sie antworten wollten.
Beispiel: Vielen Dank für Ihre E-Mail. Sie beklagen sich darüber, dass die Spender mit Desinfektionsmittel dauernd leer sind. Dazu kann ich Ihnen Folgendes sagen….
Wie kommst du rein, wie kommst du raus – das, sagt meine Kollegin, seien wichtige Ankerpunkte, die darüber entscheiden, ob jemand bei der Stange bleibt, in unserem Falle weiterliest. Sie muss es wissen, sie hat mal beim Fernsehen gearbeitet, wo die Quote über das Weiterleben der Sendung entschied.